Mit der Ankunft der neuen Bewohner im westlichen Stadtteil von Ettlingen - in der Siedlung - vor 80 Jahren, beginnt die Vorgeschichte des Kleingartenverein Ettlingen. Eine Vielzahl dieser Menschen kam aus ländlichen Gebieten, hatten selbst landwirtschaftliche Anwesen oder auch große Gärten. Sie mussten feststellen, dass es für sie in der Landwirtschaft keine Zukunft gab. Arbeit fanden sie schnell in Fabriken und Gewerbebetrieben. Es fehlte aber an einem Stück Land zur Selbstversorgung. Da half die Stadt Ettlingen mit einem Ackerstreifen auf der Eiswiese, das Gelände an der Bahn und der Bulacher Straße. Die „Siedler“ konnten dann Kartoffeln und Gemüse anbauen und es entstanden Hütten und Ställe für Kleintiere. Die Arbeit im Garten war für viele ein willkommener Ausgleich für die ungewohnte Arbeit in der Fabrik und dass selbst erzeugte Gemüse, das Obst oder auch die frischen Eier entlasteten die schmale Haushaltskasse. Schnell war auf der Eiswiese kein Streifen Land mehr frei.
Bald danach, es war 1964, teilte die Stadt Ettlingen ihr Gelände im Gewann Hohewiesen in etwa zwei Ar große Parzellen zur gärtnerischen Nutzung auf. Unter Mithilfe der Pächter füllte die Stadt in vielen kleinen Aktionen die sumpfige Hohewiesen auf. Gemeinsam wurde dann auch eine Wasserleitung zu einzelnen Zapfstellen verlegt. Schnell verwandelten die Kleingärtner das Gelände in einen grünen und vielfältig blühenden Grünstreifen zwischen Autobahn und der Wohnbebauung von Ettlingen-West. Der Wusch nach dem eigenen Garten hatte unterschiedliche Gründe. Einen Teil wollten Obst und Gemüse anbauen, andere dachten an das grüne Plätzchen zum Feierabend, zum Feiern mit der Familie.
1966 gab es auf der Eiswiese und auf dem Gelände Hohewiesen etwa 300 Pächter, ein sehr hoher Aufwand der Stadt, jährlich die Pachten einzutreiben und den Wasserverbrauch abzurechnen. Darüber hinaus hatte sie die Wege und Wasserleitungen im Gelände instand zu halten. Wegen dieser Umstände regte der Stadtoberinspektor der Stadt Ettlingen an, die Pächter sollten selbst als Verein das gesamte Gartengelände verwalten. Er verfasste den ersten Entwurf einer Vereinssatzung und hat die Pächter zur Gründungsversammlung am 19.08.1966 in das Gasthaus „Grüner Winkel“ eingeladen. 138 Kleingärtner folgten seinem Aufruf und so kam es an diesem Tag zur Gründung des „Ortsverein Ettlingen im Landesverband der Siedler und Kleingärtner Württemberg – Baden e.V.“ Die Eintragung ins Vereinsregister des Amtsgerichtes erfolgte wenig später am 11.10.1966.
Die Gründung des Vereins und der Abschluss von Generalpachtverträgen war für beide Vertragspartner - die Stadt Ettlingen und der Ortsverein - vorteilhaft. Die Stadt war bei den Instandhaltungskosten für die Wege, Leitungen und Zäune entlastet und sparte hohe Verwaltungskosten. Dies kam nun in die Hände der Kleingärtner. Der Verein musste nun mit jedem Kleingärtner einen Unterpachtvertrag abschließen, die Pachten sowie den Strom- und Wasserverbrauch abrechnen und die Vereinsbeiträge festlegen. Dafür musste eine funktionierende Verwaltung her. Sinnhaft war es, dass die Kleingärtner jetzt durch ihren Vorstand mit einer Stimme ihre Wünsche gezielt zur Sprache bringen konnten.
Große Sorgen bereiten den Kleingärtner immer wieder die Hochwasser der Alb. Ganz katastrophal war es 1978. Das Hochwasser war schrecklich. Auf der Eiswiese waren alle Gärten überflutet, die Gartenhütten standen unter Wasser. Das Wasser war so hoch, dass nur noch die Dächer aus den Fluten ragten. Aufgrund der Hochwasserereignisse an Rhein und Alb entwickelten die Städte Karlsruhe und Ettlingen ein Hochwasserkonzept. Der damalige Oberbürgermeister hatte den Bürgern und den Kleingärtnern zugesagt, die Stadt werde helfen, wenn die eigene Initiative überfordert sei oder nicht ausreiche. So hat der Kleingartenverein mit Hilfe der Stadt den Schutzdamm entlang dem Erlengraben erhöht und damit die Gärten weitestgehend vor Hochwasser geschützt. Später wurde dann durch die Renaturierung des Erlengrabens der Wasserabfluss weiter verbessert.
Der stark gestiegene Verkehr auf der Autobahn führte zu einer kaum noch zu ertragenden Lärmbelastung bei den Bewohnern von Ettlingen-West. Abhilfe wurde geschaffen durch den Bau des Lärmschutzwalls. Dafür mussten einige Gärten der Anlage Hohewiesen abgegeben werden. Weitere Gärten mit Gartenlauben fielen dem Bau des Rückhaltebeckens auf der Eiswiese zum Opfer. Insgesamt verlor der Verein 80 Parzellen, teilweise mit neuen Gartenhütten. Wenngleich die Stadt die Kleingärtner entschädigte, für jeden Einzelnen war es ein Verlust. In den Verhandlungen hierzu bewährte sich, dass der Kleingartenverein mit einer Stimme für alle Betroffenen auftrat. Als vorläufiger Ersatz stellte die Stadt den Kleingärtnern 20 neue Parzellen zur Verfügung. 1980 konnte der Kleingartenverein das gesamte Fichtengelände von der Stadt in Pacht nehmen.
Es war dann auch Zeit, dem Verein einen neuen Namen zu geben. Anlässlich einer Satzungsänderung wurde aus dem Ortsverein nun der „Kleingartenverein Ettlingen e.V. In dieser Zeit hatte der Kleingartenverein 240 Mitglieder.
Mit der Übernahme des Fichtengeländes und der Aufteilung in Gartenparzellen begannen die Kleingärtner recht schnell mit dem Bau neuer Gartenlauben. Gemeinsam erstellten die Kleingärtner in dem neuen Gartengelände eine zeitgemäße Toilettenanlage. Später wurden dann auch in den anderen Anlagen Toilettenanlagen gebaut; die Inbetriebnahme der Anlage auf der Eiswiese erfolgte 2015.
Ohne einen größeren Gemeinschaftsraum wollten die Kleingärtner nicht bleiben, denn nach der Gartenarbeit sollte hin und wieder gefeiert werden. Sie beschafften dafür im Jahr 1975 eine Baubaracke, die in der Mitte der Kleingartenanlagen an der Hohewiesenstraße aufgestellt wurde. Schon nach wenigen Jahren war sie zu klein. Wurden Feste gefeiert oder fanden dort Feierlichkeiten statt, platzte sie aus allen Nähten. Erfreulich für den Kassierer, hier wurde die Voraussetzung für weitere Anschaffungen und Investitionen geschaffen. Es wurde schnell festgelegt, ein größerer Neubau muss her. Der damalige Vorstand und die Männergruppe fassten den Beschluss, eine Vereinsgaststätte zu bauen.
Für die Planung und die Bauüberwachung hatten die Kleingärtner einen Architekt von der Stadt Ettlingen gewonnen. Die älteren Herren vom Kleingartenverein, alles erfahrene Bauleute, arbeiteten Tag für Tag auf der Baustelle. Sie sorgten auch für den günstigen Einkauf der Baustoffe.
Die Gärtnerklause war kaum fertig, wurde damit das Geld für weitere geplanten Maßnahmen verdient. So konnte 1984 mit dem Bau des Jugendheims begonnen werden. Dort bekam dann auch die Verwaltung des Kleingartenvereins sein Zuhause.
Was in den Kleingärten noch fehlte, war eine flächendeckende Versorgung aller Kleingärten mit Trinkwasser und eine Stromversorgung. Parallel zu den Baumaßnahmen wurde in den Gartenanlagen Eiswiese, Hohewiese und Fichtengelände die Wasserversorgung ergänzt und die Stromversorgung aufgebaut. Alle Kleingärten bekamen einen Stromanschluss. Daneben mussten die Gärten auf der Hohewiese eine Gesamtumzäunung erhalten und an den Hauptwegen wurden Tore eingebaut.
Zum 1200. Stadtjubiläum Ettlingens kam die Landesgartenschau1988. Mit den Grünflächen entlang des Horbachs wurde eine große Lücke im Ettlinger Grünring geschlossen. Die Ettlinger bekamen eine grüne Umgebung mit hoher Lebensqualität. Auch der Kleingartenverein konnte mit dieser großartigen Landesgartenschau gewinnen. Der bekam in zwei Gruppen 20 neue Kleingärten.
Während der gesamten Gartenschau, brachten sich Tag für Tag 20 Kleingärtner ehrenamtlich beim Kleingartenverein ein; in der Horbachklause, an Informationsständen und auch in Mustergärten. Die Mühen haben sich gelohnt. Mit den Erlösen aus der Horbachklause konnte eine moderne Kücheneinrichtung und Gerätschaften für die Gemeinschaftsarbeit beschafft werden.
Lange vor der deutschen Wiedervereinigung suchte der Kleingartenverein eine Partnerschaft mit einem ostdeutschen Kleingartenverein. 1989 wurde die ersten Bande zum Kleingartenverein „Schöne Aussicht“ Rudolstadt geknüpft. Später dann, legten die Ettlinger Kleingärtner den „Rudolstädter Platz“ an und stellten dort den Rudolstädter Brunnen auf. Am „Tag des Gartens“ konnten die Kleingärtner die Anlage einweihen.
Was immer wieder bei Festen fehlte, war ein schnell auf- und abzubauendes Zelt. Das beschafften die Kleingärtner 2001 und stellten es auch befreundeten Vereinen zur Verfügung.
Beim Bau der Gärtnerklause und des Jugendheims haben unsere Bauleute zum Beheizen Kachelöfen eingebaut. Diese Schmuckstücke sind immer noch in Betrieb. Was aber immer wieder fehlte, war ein Kleingärtner, der bei Frost jeden Tag mehrmals Holz nachlegt. Im Jahr 2004 fasste der Vorstand des Kleingartenvereins den Beschluss, ergänzend zu den Kachelöfen zentrale Gasheizungen einbauen zu lassen. Dazu musste eine Gasleitung von der Hohewiesenstraße bis zum Jugendheim verlegt werden. Die Erdarbeiten und auch die Wiederherstellung des Verbundsteinpflasters wurde in Gemeinschaftsarbeit ausgeführt. Einzelne Kleingärtner arbeiteten mehrere Wochen auf der Baustelle. Erst danach konnte eine Ettlinger Heizungsbaufirma mit dem Einbau von umweltfreundlichen Gasheizungen beginnen. Die Anlage konnte dann Ende 2006 in Betrieb genommen werden.
Die Hütte für den Getränkeausschank hatte bei der Landesgartenschau wertvolle Dienste getan, es fehlten aber die entsprechenden Kühlanlagen. Da aber die Feste und Feierlichkeiten des Kleingartenvereins überwiegend auf dem Festplatz am „Rudolstädter Platz“ stattfinden, wurde dort ein massiver Flachbau erstellt. Zum Sommerfest 2011 wurde das Gebäude endlich in Betrieb genommen.
Was in den Gartenanlagen noch fehlte, waren zeitgerechte Toilettenanlagen; es gab noch keine auf der Eiswiese und in der Gartenanlage Hohewiesen. Der auf der Eiswiese stehende Toilettenwagen war in die Jahre gekommen. Er wurde durch ein schmuckes Gebäude ersetzt. Etwa zeitgleich wurde auch im Gartengelände Hohewiesen eine weitere sanitäre Anlage gebaut.